Die Diskussion über den 3D-Druck dreht sich in der Regel um das Thema Nachhaltigkeit, was natürlich ein großer Vorteil der Technologie ist, wenn recycelter Kunststoff oder Biomaterialien verwendet werden. Aber der 3D-Druck kann auch dazu genutzt werden, bestimmte Ziele zu erreichen, z. B. einen hohen Grad an Individualisierung im Vergleich zu herkömmlichen Techniken und die Schaffung einer kohärenten Markenidentität. Sehen Sie sich fünf Geschäfte an, die diese Technologie innovativ einsetzen.
3D-Druck setzt nachhaltige Werte in die Praxis um
Die Verkaufsfläche von Ecoalf im Einkaufszentrum Las Rosas Village in Madrid verkörpert das Engagement der Marke für Nachhaltigkeit mit einer 3D-gedruckten Inneneinrichtung, die zu 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff besteht. Das Designstudio Nagami, das sich auf den 3D-Druck großformatiger Produkte spezialisiert hat, verwendete 3 300 kg recycelten Kunststoff, um eine Installation für den 90 m² großen Laden zu entwerfen. Die Wände, Tische und Regale ähneln schmelzenden Gletschern und erinnern an die Auswirkungen der steigenden globalen Temperaturen auf die Polkappen. Die Stücke wurden in Spanien hergestellt, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern, und können am Ende ihrer Lebenszeit vollständig recycelt werden. Das Ecoalf-Geschäft zeigt, wie neue Technologien Abfälle in Bausteine für Geschäftsräume verwandeln können. Einzelhändler wiederum können ihre Räume individuell gestalten und dabei einen geringeren ökologischen Fußabdruck hinterlassen.
Nachhaltige Raumgestaltung entwickelt eine stärker integrierte Markenidentität
Der Kaffeehändler Dolce Gusto stellt sein Produkt Neo in seinem von Estudio Guto Requena entworfenen Flagshipstore in einem Park in São Paulo aus. Die Schalenform des Ladens wurde mit Hilfe eines parametrischen Designverfahrens entworfen und mit einem 3D-Drucker hergestellt. Das biologisch abbaubare Gipsdach wirkt leicht und filigran, als wäre ein Stoff über ein Holzskelett drapiert. Wenn der Besucher die verschlungenen Wege des Stadtparks entlanggeht, stößt er auf die offene Struktur des Ladens und wird durch eines der fünf “Blütenblätter” empfangen. Die Regale und Produktauslagen sind in das Holzgerüst des Ladens integriert, wodurch ein einheitliches Erscheinungsbild entsteht und der zentrale Raum für Kaffeeverkostungen und geselliges Beisammensein genutzt werden kann. Durch den Einsatz innovativer Computertechnologien und des 3D-Drucks nutzt der Kaffeehändler seinen Flagship-Store in São Paulo, um seinen zukunftsweisenden, nachhaltigen Visionen eine räumliche Form zu geben und eine stärker integrierte Markenidentität zu entwickeln.
Parametrisches Design ermöglicht hochgradig anpassbare Innenräume
Die Schmuckmarke La Manso eröffnete ein Geschäft in Barcelona, das mit 3D-gedruckten Elementen ausgestattet ist, die die Architektur der Stadt widerspiegeln. Das Projekt – eine Zusammenarbeit zwischen La Manso und dem Designstudio External Reference – stellt Bezüge zwischen dem zeitgenössischen Modeschmuck des Labels und den ikonischen modernistischen Gebäuden Barcelonas her. Der 25 Quadratmeter große Raum befindet sich im Stadtteil Eixample und ist an einer Ecke gelegen, die mit einem klassischen Steinüberhang mit organischen Formen versehen ist. Dank parametrischer Designtechniken und 3D-Druckverfahren konnten die Designer ein auffälliges, ganz in Weiß gehaltenes Interieur entwerfen, in dem die maßgeschneiderten Möbel die Wände zu verschlingen scheinen. Im Inneren wurden die Ornamente der Fassade als abstrakte Rosetten mit futuristischen “Pannen” und Basrelief-Elementen in verschiedenen Größen neu interpretiert. Parametrisches Design und 3D-Druck ermöglichen die individuelle Gestaltung der Innenräume des Ladens, die mit herkömmlichen Materialien und Anwendungstechniken nur schwer zu realisieren sind.
3D-gedruckte Innenräume machen Räume erlebbarer
MVRDV entwarf eine 3D-gedruckte Fassade für das Geschäft des Luxusjuweliers Tiffany & Co im Terminal 1 des Flughafens Changi in Singapur. Auf der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen dem Wesen von Tiffanys origineller Glaskunst und dem Ort, an dem sie sich befindet, orientierten sich die Designer an den Korallenriffen von Singapur. Ein von Korallen inspiriertes Muster wurde von Aectual entworfen und mit recyceltem Kunststoff gedruckt, darunter auch wiederverwertete Fischernetze. Die zellenartige Formation steht im Vordergrund einer Glasschicht, die im Siebdruckverfahren mit einem Farbverlauf bedruckt wurde, der vom Rotkehlchenblau von Tiffany zu einem tieferen Farbton übergeht, der die Meereskulisse noch stärker hervorhebt. Tiffanys innovativer Ansatz für seine Einzelhandelsflächen am Flughafen von Singapur gibt den Kunden einen Grund, das Geschäft zu besuchen – warum sollten sie den Standort besuchen, wenn er das gleiche Erlebnis wie anderswo bietet? Das Design des Ladens unterscheidet sich von dem anderer Tiffany-Filialen und bietet einen ortsspezifischen Anreiz für die Besucher, in dem Laden einzukaufen.
Biomaterialien und 3D-Druck für einen zukunftssicheren Einzelhandel
Das Designstudio WeWantMore wurde von einem umweltfreundlichen belgischen Optiker beauftragt, ein Brillengeschäft in Begijnendijk, Belgien, mit nachhaltigen Elementen zu gestalten. Die Holz-, Myzel- und Glasmaterialien, aus denen das Geschäft Op ‘t Oog besteht, sind langlebig, nachhaltig und vielseitig einsetzbar. Die wahren Stars des Ladens sind die 3D-gedruckten Myzelsäulen von Blast Studio, die aus in London gesammelten, recycelten Kaffeebechern geformt wurden. Eine solide Papierunterlage ermöglicht das Wachstum der Myzelhaut. Die organischen Säulen – die vor großen, bodentiefen Fenstern platziert sind – dienen gleichzeitig als Produktauslagen und Ganzkörperspiegel. An den Säulen und Holzböden befestigte Schautafeln aus Zelluloseacetat verweisen auf die Zusammensetzung der Brillen. Die Materialien und Methoden, die bei der Einrichtung des Ladens verwendet wurden, spiegeln das Engagement der Marke für nachhaltige Brillen in der Praxis wider.