Seit mehr als 20 Jahren vertritt Mayouri Sengchanh Kunden und Partner, nun als Markenbotschafterin auf internationalen Bühnen, indem sie Marken und Macher berät. Ihre besonderen Fähigkeiten setzte Sie zuletzt bei Großprojekten in Paris, Frankfurt, Dubai und Bangkok ein, um internationale Kreative, wie Künstler, Architekten, Performer, Designer und Freidenker zusammenzubringen.
Die Zukunft ist der Wert, nur Produkte die auch nach ihren primären Gebrauch noch nachfragen haben, haben auch eine Zukunft. Die Leute werden merken das es sich nicht lohnt jedes Jahr ein neuen Toaster zu kaufen oder sich für jede Jahreszeit neu einkleiden zu müssen.
Der stationäre Handel braucht eine Strategie zum Aufbrechen von Geschlechter-Stereotypen. »Brauchen wir in Zukunft Gender Mannequins oder geschlechtsneutrale Umkleidekabinen? (Lego zum Beispiel kennzeichnet seine Produkte nicht mehr für Mädchen oder Jungs).
Unsere Gesellschaft wird zunehmend diverser. Der Handel hätte sich längst an diese Makrotrends anpassen sollen! Nun muss man die Diversifizierung der Gender sorgfältig und respektvoll den Kunden gegenüber betrachten und in passende Konzepte umsetzen. Die Ära des klassischen VMs inklusive die Darstellung der Produkte mit Mannequins ist längst „passé“. Neue innovative Konzepte wie die interaktive Windows erlauben heute, dass Thema „New Genders“ emotional und spielerisch zu gestalten. Es muss eine Story im Windows oder am P.O.S geschrieben werden. Die Models oder Mannequins selbst reichen nicht mehr aus! Insbesondere in der neuen Zeit des Digitals und der Gamification. Balenciaga zum Beispiel hat mit ihren neuen Simpsons und Red Carpets Kollektionen während der Pariser Fashion week wunderbar genau dies in Szene gesetzt!
Fashion Brands setzen Ihren Fokus auf virtuellen Luxus mit digitalen Echtheitszertifikate oder Non-Fungible-Token NFTs. NFTs =nicht fälschbare Merkmale sind seit einigen Monaten für Modemarken wie Hugo Boss, Gucci, Karl Lagerfeld oder Louis Vuitton voll im Trend. Öffnet der NFT Boom neue Chance für die Vermarktung von Fashion oder anderen Luxusgütern?
Absolut! Die Brands und die Industrie müssen insbesondere nach den harten Zeiten der Pandemie, immer mehr innovativ werden um deren Kunde entweder auf neue Art zu begeistern und zu faszinieren und neue für sie zu gewinnen! Es geht immer mehr nach „Ultra-VVIP-Exklusivität“. Guerillas- Stores Konzepte, Capsule Kollektionen waren die ersten Konzepte, die in diese Richtung vor ein paar Jahren gingen. Jetzt, dank der A.I, VR/AR u.a, ist es möglich, noch mehr Begehrlichkeit zu erregen und fast 1:1 jeden Kunden, maßgeschneiderte exklusive Produkte für eine sehr begrenzte Zeit (steigt die Begehrlichkeit;) anzubieten: NFT ist einfach gesagt die digitale Version des ehemaligen Pop-up Stores Mindset! Und dies ist nicht nur für Luxury – egal ob Fashion, Kunst etc.. – gültig, sondern auch in die Zukunft für mehrkommerziell orientierte Kundschaften möglich. Beispielsweise H&Ms neues Avatar-cloud Konzept oder Fortnite Cosmetics wo die Kunden „vital cosmetics“ mit ihrem Avatar für 12 USD pro Produkt kaufen können.
Nun sind die Schlüssel für den Erfolg in Virtual Fashion oder Digitalen Konsum : ein perfektes Know-How seiner Kunden, deren Bedürfnisse und Erwartungen zu kennen, ein perfektes funktionierte CRM, ein starkes Digitales Marketing-Kommunikations-Konzept … unter anderem!
Dass Kundenkäuferverhalten hat sich verändert. Die Kundenfrequenz in den Innenstädten nimmt zum Teil dramatisch ab. Innenstädte veröden, immer mehr Läden stehen leer da. Händler stellen fest, dass sie auch noch den Rest Ihrer treuen Kunden durch den Lockdown an den Onlinehandel verlieren. Dabei sind stationäre Händler schon durch überteuertes Mieten vorher stark gebeutelt worden. Wie sieht die Zukunft der Innenstädte aus?
Ich hatte das Glück, 4 Jahre lang in Dubai und Bangkok zu leben und zu arbeiten und habe dort so starke zukunftsorientierte Retail Konzepte kennengelernt! Unsere Zukunft ist ihr Präsenz!!! 24/7 Stores, umsetzbare PhyGital Ideen und Konzepte, unvergessliche Customer Journeys…!
Zurück ins weniger moderne Europa, fiel es mir schwer zu lesen, dass Konzerne wie Galeria Karstadt Kaufhof immer noch auf der Suche nach dem „neuen“ Konzept um die Warenhäuser (schon das Wort ist nicht mehr Zeitgemäß…) sind!!! Ich brachte daher aus meiner Reise, neue Impulse, Innovationen zu unseren Kunden. Doch damit diese erfolgreich werden muss man auf bestimmte Regeln achten, die in Asien insbesondere schon B.A.U (Business As Usual) sind! Nämlich: seine Kunden und Community richtig kennenlernen, authentisch mit ihnen zu kommunizieren und die Kunden als Brand Ambassador am Board zu holen. Zusätzlich müssen physische sowie digitale Erlebnisse angeboten werden und Markengerechte Kommunikation ermöglicht werden. Außerdem ist das Entwickeln von nachhaltigen Konzepten nichts zu vergessen und last but not least sich einfach auf Neue Gebiete trauen, d.h investieren!
Somit, wäre egal ob der Store oder das Event in der Stadt oder in off-site Location stattfindet: es wird die Kunden verführen und sie werden die Reise wagen!
Der Klimawandel und die Knappheit der fossilen Energieträger betreffen uns alle. Die Zukunft steht für Nachhaltigkeit. Welche Optionen gibt es für nachhaltiges Visual Merchandising im Handel oder ist da ein Widerspruch?
Das klassische VM ist längst nicht mehr Zeitgemäß! Siehe Frage 2 ;). Wenn der Titel noch zu behalten ist – Visual Merchandiser – sollte ein VM aber heutzutage eher „Storytelling Szenarist“ als Haupttätigkeit haben! Diese sollten emotionale Kampagnen mit dem Marketing mitentwickeln und mit PhyGital umsetzen. Ob Mannequins oder Displays, bei beiden ist es ein Muss, dass sie nachhaltiges Material aussuchen und mit Lieferanten und Herstellern arbeiten, die transparente Wege gehen. Die paar Mannequins und Displays, die noch am P-O-S sind, sollten wandelbar (für jede Saison, jede Kampagne etc..) aber auch nachhaltig werden. Sie werden zwar sicherlich teurer, werden aber dafür länger in Benutzung.
Wie sieht die Zukunft nach Corona aus? Werden wir grundsätzlich unser Kaufverhalten an Masken und Impfungen anpassen müssen?
müssen? Die Pandemie hat den Wandelprozess in unserem Kaufverhältniss beschleunigt. Das e-Commerce war vor 2020 bereits zunehmend steigend. Das Tragen einer Maske ist nur eine neue „safety gesture“ / Sicherheitsgewohnheit, die nicht das wichtigste in unserem neuen Konsumverhalten ist. Eine Gewohnheit, die ich übrigens aus Asien schon seit Jahren kennen. Ich trug in bangkok bei Tagen mit schlechter Luftqualität immer eine Maske, draußen sowie drinnen! Die neue Herausforderung für alle Branchen und Industrien ist der Generation Z zukunftsorientierte und nachhaltige Konzepte anzubieten. Physisch, sowie Digital. Wir müssen jetzt, bevor es zu spät ist, endlich eine sichere und schönere Welt für unsere Kinder bauen!
Wie werden Algorithmen unser Kaufverhalten und den Handel weiter verändern?
Siehe Frage 2 ;). Massen an zahlen bringen nichts, wenn die Brands kein perfekt funktionierten CRM entwickeln und aus diesen Daten, „das“ Kauferlebnis-Konzept gestalten ohne weiterhin Variationen anzubieten. Dazu reicht es nicht „One Shot“ großartige Kampagnen oder Events aufzubringen. Die Brands müssen dank der Analyse ihrer Kampagnen und Umsätze die Kunden langfristig und voll an sich binden um zu überleben!
Ist der Konsummarkt noch die richtige Strategie im Zeitalter des Klimawandel oder haben wir bereits einen Wechsel in den Wertemarkt?
Die Zukunft ist der Wert, nur Produkte die auch nach ihren primären Gebrauch noch nachfragen haben, haben auch eine Zukunft. Die Leute werden merken das es sich nicht lohnt jedes Jahr ein neuen toaster zu kaufen oder sich für jede Jahreszeit neu einkleiden zu müssen.
Hans Eduard Hahn, ein guter Architekten Freund, s.g. Neo-Silver von 55 Jahren, sagte mir bezüglich dieser Frage: „Ich habe ein Auto von 1967. Du glaubst doch nicht das jemals ein Tesla so wenig CO2 verbrauchen wird wie 55 Jahre das gleiche Auto zu fahren. Ich trage Kleidung die zum teil 30 Jahre alt ist, so zu sagen „Zeitlose-Vintage Träger“.
Es gibt schon seit der Millennials und jetzt mit der Z Generation (Reminder: Gen Z repräsentiert 30% der Konsum-Umsätze weltweit ) ein starker Wandel in der Definition von Konsum. Meine Tochter ,15, z.b ist Vegetarierin, kauft nur Vintage und nimmt manchmal an die Friday For Future Demonstrationen teil. Es ist für sie, ihre Art zu ,,konsumieren’’ . Das Wort hat eine völlig neue Bedeutung in 2021. Wir sind nicht mehr mit Leonardo di Caprio in der Zeit von „The Wolf of Wall Street“ ;). Uns wird immer mehr bewusst, dass es zeitlich immer dringender wird nachhaltiger zu leben und weltweit den Konsum so wie wir ihn heute kennen umzukrempeln. Ich würde eher sagen, dass wir wir heute und in Zukunft immer mehr die Produkte und Lifestyles „erleben“ wollen werden, richtig „Spaß“ haben statt einfach nur „konsumieren’’. Und wenn doch ,dann in Form eines richtigen Einkaufserlebnis. Nicht in Theorie sondern in real und digital Praxis.
Ich freue mich schon auf weitere Gespräche und Austausche!
Merci!
Mayouri Sengchanh